Datum/Zeit
5. September 2016 - 11. September 2016
Ganztägig
Zufälle begegnen uns im Laufe unseres Lebens in mannigfaltigen Ausprägungen. Bereits unsere bloße Existenz birgt ein Element des Zufälligen in sich und lässt uns die Frage nach dem Warum stellen: Warum gerade dieses Jahrhundert? Warum dieses Land? Warum diese Familie? Warum diese Krankheit? Warum das Leben und der Tod? Warum die Liebe?
Diese theologisch-philosophische Auseinandersetzung findet sich ebenso in der Kunst, wo der Zufall selbst entweder thematisiert oder als Methode eingesetzt wird, um neue Ausdrucksformen zu finden.
Neben der Erforschung mechanischer Strukturen in der Welt suchen die Naturwissenschaften immer auch nach Möglichkeiten der Bändigung des Zufalls oder dessen, was zunächst als solcher erscheint. Sie fördern dadurch eine aufgeklärte „Entzauberung der Welt“ (Max Weber) und tragen dazu bei, dass Ereignisse wie etwa Ernteausfälle oder Krankheiten jenen zufälligen bzw. schicksalshaften Charakter verlieren, der ihnen einst anhaftete. Die Sozial- und Rechtswissenschaften befassen sich schließlich mit der kollektiven Bewältigung von Zufall. Sie fragen unter anderem nach den Ursachen ungleich verteilter Entwicklungschancen innerhalb einer Gesellschaft, ihrer gerechten Verteilung und wie mit Individuen umgegangen werden soll, die durch Zufall und nicht durch sie selbst verschuldeten Schaden erleiden.
Dieser unvollständige Themenaufriss veranschaulicht, auf welch unterschiedliche Weise die wissenschaftlichen Disziplinen den Zufall in seinen vielfältigen Erscheinungsformen behandeln. Dabei dehnt sich das Netz weiter aus zu Begriffen wie Schicksal, Einfluss, Chancen, Selbstbestimmung, Glück und anderen, die mit dem Zufall in Verbindung stehen. Das Programm der diesjährigen Sommerakademie möchte dieser Vielfalt mit einem breiten Vortragsprogramm gerecht werden, das zu intensivem und interdisziplinärem Gedankenaustausch anregt. Die Vorbereitung des Programms war für uns eine spannende und herausfordernde Aufgabe, die wir mit viel Freude übernommen haben und bei der wir uns auf die gute Zusammenarbeit mit Reinhart Kögerler, Markus Schlagnitweit, Hans Tuppy und Franz Kerschbaum verlassen konnten. Ihnen sei an dieser Stelle unser herzlicher Dank ausgesprochen. Ein großer Dank gilt Lisa Simmel für ihre Impulse und die allgemeine Organisation der Sommerakademie, die vor allem durch sie keineswegs zufällig ihren Ablauf und ihren Reichtum hat. Nicht zuletzt danken wir auch noch all jenen, die uns während der Vorbereitungsphase mit ihren Ideen zu Themen und Vortragenden unterstützt haben und die diese Inspiration mit Sicherheit auch mit in die Gespräche der Sommerakademie tragen werden.
Das Programmheft gibt Einblick in die Aktivitäten bei der Sommerakademie, der Reader umfasst Beiträge, die PRO SCIENTIA StipendiatInnen zum Thema “WahnSinn” verfasst haben.